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Messen und Kongresse

THERAPIE DÜSSELDORF: Fachmesse mit Kongress für Therapie und medizinische Rehabilitation vom 19. – 20. 09.2025

Wissen

Demenz

Die Nonnenstudie (David Snowdon)
Die von David Snowdon initiierte Nonnenstudie untersuchte über Jahrzehnte hinweg das Leben älterer Ordensschwestern in den USA, um Einflüsse auf die geistige Gesundheit zu erforschen. Snowdon fand unter anderem heraus, dass geistige Aktivität und eine positive Lebenseinstellung mit einem geringeren Risiko für Demenz im Alter einhergehen. Selbst bei bereits im Gehirn vorhandenen Alzheimer-typischen Veränderungen konnten manche Ordenschwestern bis ins hohe Alter geistig fit bleiben – was auf die Bedeutung von kognitiver Reserve und sozialer Einbindung hinweist.

Raus aus der Demenzfalle! (Gerald Hüther)
Der Gehirnforscher, Gerald Hüther argumentiert, dass Demenz stark von der Art beeinflusst wird, wie wir unser Gehirn im Laufe des Lebens nutzen. Er betont, dass das Gehirn formbar bleibt und durch emotionale Bindung, Sinnhaftigkeit und neue Herausforderungen bis ins hohe Alter lernfähig ist. Hüther kritisiert, dass viele Menschen im Ruhestand geistig und sozial sozusagen „zur Ruhe kommen“ und damit unbewusst den Abbau fördern. Sein Appell: geistig neugierig bleiben, Neues lernen, soziale Beziehungen pflegen und das Leben sinnerfüllt gestalten, um die Wahrscheinlichkeit einer Demenz zu senken oder den Verlauf zu verlangsamen.

Beide Ansätze zeigen, dass Demenz nicht allein vom Alter oder von genetischen Faktoren abhängt, sondern stark davon, wie wir unser Leben gestalten. Sowohl Snowdon als auch Hüther betonen die schützende Wirkung von geistiger Aktivität, positiven sozialen Kontakten und einer sinnorientierten Haltung. Während Snowdons Nonnenstudie empirisch belegt, dass Bildung und Optimismus schon früh im Leben eine kognitive Reserve aufbauen können, macht Hüther deutlich, dass es selbst im hohen Alter möglich ist, das Gehirn durch Neues, Verbundenheit und Sinnhaftigkeit zu stimulieren. Gemeinsam vermitteln sie die ermutigende Botschaft: Wir haben mehr Einfluss auf unsere geistige Gesundheit, als oft angenommen wird.

Leitlinien

Am 17.07.2025 erschien eine überarbeitete Version der S3-Leitlinie Demenzen (Version 5.2). Sie ist eine evidenzbasierte Leitlinie mit einem hohen Grad an Verlässlichkeit. Positive Effekte zeigen sich beim Hirnleistungstraining, beim Alltags- und Koordinationstraining und der Reminiszenzarbeit. Hier kann Ergotherapie auf die kognitive und motorische Leitungsfähigkeit positv wirken. So empfiehlt die Leitlinie ein strukturiertes, regelmäßiges Hirnleistungstraining und rät von computerbasiertem, eigenständig durchgeführtem Training ab. Gezieltes Üben alltagsrelevanter Tätigkeiten in möglichst realitätsnahen Kontexten haben ebenfalls einen positiven Effekt. Um die Klient:innen nicht zu überfordern, ist es wichtig, an ihre Lebenswelt anzuknüpfen. Die Leitlinie unterstreicht zudem, dass kognitive Leistungen, Mobilität und Wohlbefinden mithilfe kombinierter Trainingsprogramme für körperliche Ausdauer, Kraft, Koordination und Beweglichkeit besonders wirksam sind (100% Zustimmung). Auch Reminiszenzarbeit, die gezielt Erinnerungen aktiviert, sind ein sehr wirksames Verfahren im ergotherapeutischen Setting (100% Zustimmung). 

Fazit: 

Je nachdem, was für eine Demenzform vorliegt, kann eine frühzeitige Behandlung eine Verbesserung von Hirnleistungen bewirken. Da Alltagsbezug einen positiven Effekt hat, und es darum geht, ein selbständiges Leben zuhause möglichst lange zu erhalten, sind zusammenfassend therapeutisch zielführend: regelmäßges Üben für Körper und Geist und eine sichere, strukturierte Umgebung. Demzufolge ist auch eine Beratung zur Integration ins häusliche Umfeld ratsam, wenn die Therapien in der Praxis stattfinden.  Die Nutzung digitaler Medien und das selbständige Üben betreffend, macht die Leitlinie deutlich, wie bedeutend Interaktionen, positive Emotionen und der Aufbau einer positiven therapeutischen Beziehung sind. Das Aufzeigen von Möglichkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, kann in diesem Zusammenhang, wenn der Wunsch besteht, ebenfalls unterstützend wirken.

Presse

Am Tag der offenen Tür hatten meine Besucher nicht nur die Möglichkeit, Ergotherapie zum Anfassen zu erleben, sondern konnten auch an interaktiven Stationen nachfühlen, wie es Menschen geht, die an Demenz erkrankt sind.

Voriges Jahr (Coburger Tageblatt, Ausgabe vom 13./14. Januar 2024, S. 5) machte die Coburger Presse auf eine interessante Bachelorarbeit von Matthia Leyendecker aufmerksam: In ihrer eigenen Verwandtschaft beobachtete sie, was es für eine große Herausforderung für ältere Menschen ist, die digitale Welt zu verstehen und zu nutzen. Kommen dann noch kognitive Einschränkungen dazu, können Handys und Co. von beispielsweise an Demenz erkrankten Menschen nicht eigenständig genutzt werden. So kam die Idee auf, “… etwas an die Hand zu geben, womit sie sich spielerisch beschäftigen und so ihr Erinnerungsvermögen aktivieren können.” Es ist ein Prototyp entstanden, der es ermöglicht, individuelle Videos, Fotos und Audios mit leichter Bedienung abzuspielen.

Wenn trotz der Nutzungsfreundlichkeit Medien so zum Einsatz kommen, dass betreuendes Personal oder Verwandte diese Menschen nicht alleine lassen, können sicher positive Effekte erzielt werden.